GESCHICHTE DER BÜRGERVEREINIGUNG DEUTZ E.V.
von Wolfgang Hinz
1888 hörte Deutz auf eine selbstständige Stadt zu sein. Sie wurde mit der Stadt Köln vereint und nannte sich seitdem Köln-Deutz. In den folgenden Jahren zeigte sich, dass es nicht genügt mit zwei Stadtverordneten im Stadtrat vertreten zu sein um die Anliegen der Deutzer Bürger ausreichend zu vertreten. So taten sich 18 Deutzer Bürger zusammen und gründeten am 14. Dezember 1903 den Bürgerverein Deutz. Sie beschäftigten sich mit vielen Aufgaben zum Wohle der Deutzer Bürger. Schwerpunkte waren:
- Ausbau und Neupflasterung von Straßen
- Ausbesserung der Bürgersteige
- Erweiterung der Straßenbeleuchtung
- Hafenausbau Deutz
- Fertigstellung der Drehbrücke
Zur damaligen Zeit besaßen erst wenige Wohnungen ein Bad. Öffentliche Badeanstalten lagen im Trend. Deshalb setzte sich der Bürgerverein Deutz für die Errichtung einer Badeanstalt ein. Das Ergebnis war das Deutz-Kalker-Bad.
In der Nazizeit gab es für Vereine wie für einen Bürgerverein keinen Platz mehr. Die Gesellschaft wurde anders organisiert. Nach dem 2. Weltkrieg herrschte eine große Aufbaustimmung. Das Vereinsleben erblühte wieder. So wurde der Bürgerverein Deutz neu gegründet und gab sich den Namen Bürgervereinigung Deutz e.V.
Jede Zeit hatte ihre besonderen Probleme mit dem sich die Bürgervereinigung zu befassen hatte. In den 60-er Jahren war ein Schwerpunkt, die Stiftung der Gebrüder Coblenz in die Tat umzusetzen. 1968 wurde das Altenheim Gebrüder-Coblenz-Stift eröffnet.
In den 60-er Jahren gab es in Deutz noch genügend Bauland. Es zeigte sich aber bald ein Trend, der bis zur heutigen Zeit anhält, wenig Wohnungsbau dafür Errichtung von großen Gebäuden. Den Anfang mit großen Verwaltungsbauten machte der Landschaftsverband Rheinland 1958 und später 1976 wurde für die Lufthansa Hauptverwaltung ein Hochhaus errichtet. Die Bürgervereinigung hatte keinen Einfluss mehr darauf wo und welche Gebäude errichtet werden. Sie hatte sich nur, und das gilt heute noch, mit den Auswirkungen auf die Deutzer Bürger zu beschäftigen. Klar war die negative Seite, die Zunahme des Straßenverkehrs. Die positive Seite wurde überschätzt. Der damalige Vorsitzende Otto Stiemerling war der Ansicht, dass durch diese Bautätigkeiten die Wirtschaft wächst und die Einwohnerzahl in Deutz von 20.000 auf 40.000 Einwohner wachsen wird. Damals war Bauland noch reichlich vorhanden, denn die Realschule, das Köln-Kolleg und die Fachhochschule waren noch nicht gebaut. Seit dieser Zeit bis heute hat die Errichtung großer Bauten in Deutz nicht nachgelassen. Die Einwohnerzahl hat nicht zugenommen, sondern nimmt noch ständig ab, sodass es Stimmen gibt, Deutz keine eigene Stimme im Rat zuzugestehen.
1975 gab es eine Gebietsreform. Dadurch konnte Köln weitere kleine Städte eingemeinden und wurde so zu einer Millionenstadt. Um den Kontakt zum Bürger nicht vollkommen abreißen zu lassen und wieder mehr Bürgernähe zu bekommen, wurde Köln in 9 Bezirke eingeteilt. Jeder Bezirk bekam eine Bezirksvertretung. Deutz wurde mit der Innenstadt zu einem Stadtbezirk vereint. Hier spielte der Gedanke mit, wenn zentrale Gebäude zu errichten sind, dann in Deutz. Wie die Entwicklung zeigte, wuchs Deutz an Bedeutung, jedoch die Wohnqualität sank weiter.
Für die Bürgervereinigung Deutz entstand 1975 die Frage, werden die Aufgaben jetzt von der Bezirksvertretung vollkommen übernommen. Anfangs glaubte man das. Aber es zeigte sich, dass die Bezirksvertretung keine wesentlichen Entscheidungen treffen darf, z.B. Zustimmung zur Errichtung von Hochhäusern, sondern lediglich über vom Rat oder der Verwaltung festgelegte Maßnahmen informiert wird und Kritik üben darf. Die Errichtung der Bezirksvertretung hat die Arbeit der Bürgervereinigung erleichtert. Der Informationsfluss neuer Maßnahmen wurde wesentlich besser und einige Wünsche können besser an die Verwaltung oder Rat gebracht werden. Es konnte z.B. ein neuer Standort für den Deutzer Wochenmarkt gefunden werden. Die Aufgaben der Bürgervereinigung sind zu vielseitig, dass sie von einer Bezirksvertretung erledigt werden könnten. Dazu kommt, dass die Bezirksvertretung parteipolitisch orientiert ist und die Bürgervereinigung politisch neutral ist.
In den 80-er Jahren hatte der Straßenverkehr stark zugenommen und es bestand allgemein die Tendenz Fußgängerzonen einzurichten und wenn möglich Straßen mit Bäumen zu bepflanzen. In Deutz gab es für die Deutzer Freiheit viele Pläne. Die Bürgervereinigung beteiligte sich sehr intensiv an einem Vorschlag, der sowohl den Deutzer Bürgern als auch bei der Deutzer Geschäftswelt Zustimmung fand. Die Realisierung machte Schwierigkeiten bezüglich des Erhalts der Deutzer Freiheit als Einkaufsstraße. Hier zeigten sich die unterschiedlichen Auffassungen der politischen Gruppierungen in Bezirksvertretung und Rat. Es wurde unter Karin Gilbers die Interessengemeinschaft Deutzer Freiheit gegründet, die dann den Vorschlag der Bürgervereinigung zum Erfolg führte.
In der Deutzer Freiheit gab es bis 1982 in der Adventszeit keine Weihnachtsbeleuchtung. Der Vorstand der Bürgervereinigung fasste den Beschluss, die Geschäftsleute der Deutzer Freiheit anzusprechen, Beiträge zu kassieren und den Auftrag zur Lieferung und Montage zu erteilen. Die Weihnachtsbeleuchtung fand großen Anklang bei der Bevölkerung. In den folgenden Jahren wurde die Kassierung von der Bürgervereinigung weiter betrieben. Schließlich übernahm die nun gegründete IG Deutzer Freiheit die Weihnachtsbeleuchtung.
In den letzten Jahrzehnten trat ein Vorstandsmitglied besonders hervor, Wilhelm H. Hochscheid. Er war Mitorganisator von Ausstellungen und Veröffentlichungen über die Geschichte von Deutz. Unvergessen werden die vielen Skizzen und Zeichnungen bleiben, die stets das typische von Deutz zeigten. Die Deutzer Vereine und Institutionen griffen und greifen heute noch gern auf diese Zeichnungen zurück, um Bücher, Einladungen und sonstigen Schriftverkehr damit zu illustrieren.
Zu den Aufgaben der Bürgervereinigung gehört die Anteilnahme der Bürger am Gemeinwohl zu fördern, kommunale Interessen mitzuvertreten und Tradition und Eigenart in DEUTZ gemeinschaftlich zu pflegen. Die Bürgervereinigung tritt als Mittler auf und ist in dieser Hinsicht ein Dachverband für Deutzer Vereine und in Deutz ansässigen Institutionen. So organisiert die Bürgervereinigung alljährlich zum 1. November um 11.00 Uhr eine Feierstunde auf dem Deutzer Friedhof. Die beiden christlichen Gemeinden gestalten, jedes Jahr wechselnd, die Feier durch die Ansprache eines Geistlichen. Eine Blaskapelle und ein Gesangschor geben den musikalischen Rahmen. Deutzer Vereine sind durch Fahnenabordnungen vertreten. Der Deutzer Schützenkönig legt, stellvertretend für alle Deutzer Bürger einen Kranz am Ehrenmal nieder. Seit Jahren findet eine Zusammenkunft aller Deutzer Vereine und Schulen statt, um das Veranstaltungs-Programm für das folgende Jahr abzustimmen, damit Überschneidungen vermieden werden. Weitere Aktivitäten der Bürgervereinigung sind Spenden zu Vereinsjubiläen und Schulveranstaltungen. Seit Jahren hat die Bürgervereinigung die Prämierung der Jugendgruppe des Deutzer Dienstagszuges übernommen. Die Vorstandsmitglieder der Bürgervereinigung sind aktiv in den Deutzer Vereinen und Schulen tätig. Der erste Vorsitzende ist im Beirat des Gebrüder-Coblenz-Stift und im Bürgerzentrum Deutz, so sieht es deren Satzung vor.
Die Bürgervereinigung Deutz ist Mitglied im “Förderkreis Rechtsrheinisches Köln“, der ergänzend zu den örtlichen Bürgervereinen deren Bemühungen schwerpunktmäßig bündelt und damit verstärken möchte. So entstand ein gutes Verhältnis zwischen den Bürgervereinen Poll und Deutz. Gemeinsame Aktionen waren z.B. die Verhinderung eines Straßenstrichs und der Fahrradweg zwischen Poll und der Deutzer Brücke. Im Jahre 1996 setzte sich dieser Förderverein mit einer Spende von DM 3.805,00 dafür ein, dass der Brunnen mit dem “Düxer Bock“ für ein Jahr sprudelt.
Im Jahre 2003 konnte die Bürgervereinigung Deutz ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Beginn war eine Fotoausstellung im Mai mit Fotos vom alten Deutz, die bei den Deutzer Bürgern großen Anklang fand. Am 12. Juli war die große Festveranstaltung im Zelt der Deutzer Schützen. Festredner war der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters. Deutzer Schulen und Jugendgruppen gestalteten das Programm. Den Abschluss bildete am 14. Dezember, dem eigentlichen Gründungstag, ein ökumenischer Gottesdienst in der Kirche St. Johannes. Anschließend lud das KSK-team Köln in deren Bootshaus an der Deutzer Brücke zu einem fröhlichen Abend ein.
Für die Bürgervereinigung Deutz gilt weiterhin: die Teilnahme der Bürger am Gemeindeleben zu fördern, kommunale Interessen mitzuvertreten und Tradition und Eigenart in Deutz gemeinschaftlich zu pflegen. Jeder, der Interessen an der Verwirklichung dieser Ziele hat, kann Mitglied werden. Anfragen und Anregungen nimmt der Vorstand gern entgegen.